Aktuelle Meldungen
Sicherheit durch Simulatoren
Schüler der Claude-Dornier-Schule lernen Gefahren im Straßenverkehr ganz praktisch kennen
Ob Alkohol oder Ablenkung: Unter dem Motto „No Game - sicher fahren, sicher leben“ sind bei der Verkehrssicherheitswoche der Claude-Dornier-Schule Friedrichshafen jüngst rund 2000 Schülerinnen und Schüler auf Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam gemacht worden. Und zwar ganz praktisch: Ein Überschlagssimulator drehte sie kopfüber, an einer anderen Station mussten sie mit einer Rauschbrille einen Parcours absolvieren.
Auf dem Pausenhof der Schule sind die Schüler von unterschiedlichen Fahrzeugen willkommen geheißen worden: einem Taxi, einem Polizeiwagen, einem Krankenwagen und einem Leichenwagen. Vor den Wagen hängt ein großes Banner, das die Frage stellt: „... und wie kommst Du nach Hause?“ Ganz in der Nähe steht ein echtes Unfallfahrzeug - ein lila Kleinwagen, der gegen einen Baum geprallt ist. „Es regt zum Gespräch an“, erklärt Igor Etzler, Organisator und Verkehrssicherheitsbeauftragter an der Claude-Dornier-Schule.
Gespräche und Theorie sind nur ein kleiner Teil der Veranstaltung, die Etzler in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Ravensburg, der Verkehrswacht Bodenseekreis und dem Verkehrssicherheitsrat seit vielen Jahren auf die Beine stellt. Die Schülerinnen und Schüler erleben etwa in einem Überschlagssimulator hautnah, wie es ist, sich aus einem auf dem Dach liegenden Auto zu befreien.
Der Schüler Nico Seefeld steigt in den Audi ein, der sich langsam zu drehen beginnt, bis Seefeld auf dem Kopf ist. Er bekommt einen roten Kopf, wendet aber die richtigen Handgriffe an, um sich aus dem Gurt zu befreien, sich abzustützen und das Auto sicher zu verlassen - mit der Hilfe des Kollegen von der Verkehrswacht. Es sei eine „sehr ungewohnte Situation“ gewesen, sagt Seefeld, als er wieder auf den Beinen steht. Wer einen Überschlag in einem Simulator erlebt habe, habe es vielleicht im Ernstfall leichter, so Seefeld.
Weiter geht es in einem Fahrsimulator, bei dem auch der Verfasser dieses Texts einmal sein Reaktionsvermögen testen darf. Drei Bildschirme nebeneinander, ein Lenkrad, ein Gaspedal und eine Bremse und ein beweglicher Sitz sorgen für ein realistisches Fahrerlebnis. Die Fahrt startet bei 50 Stundenkilometern in einer Stadt. Der Verkehr ist zunächst ruhig, aber Wachsamkeit ist geboten: Von rechts biegt unerwartet ein Auto ein. Also heißt es, so schnell wie möglich auf die Bremse zu treten. Das gelingt: Die erste Herausforderung ist gemeistert.
Als nächstes verläuft die Strecke außerorts, man darf mehr Gas geben. Eine Zeit lang ist alles ruhig. Auf einmal schießt ein Reh hinter einem Gebüsch hervor. Es hilft auch keine Vollbremsung, das Auto erfasst das Tier. So schnell kann ein Unfall passieren. Die Reaktionszeit hätte aber noch besser sein können. Sie macht im Ernstfall im Zweifel den Unterschied aus.
Schnell kann auch ein Unfall unter Alkoholeinfluss passieren. Das erfahren die Schülerinnen und Schüler durch den Parcourslauf mit einer Rauschbrille. „Sie zeigt, was Alkohol körperlich macht“, erklärt Harald Müller von der Verkehrswacht Bodenseekreis. Denn klar im Kopf sind die Schüler noch. Eine Brille simuliert 0,3 Promille, eine andere 0,8 Promille. „Ich sehe gar nichts“, sagt ein Schüler, der die stärkere Brille trägt. Er schwankt, geht unsicher, macht ganz kleine Schritte.
Nun ist der Verfasser dieser Zeilen an der Reihe, der seit sieben Jahren keinen Alkohol mehr getrunken hat. Bei der schwächeren Brille fühlt er sich ein wenig unsicher. Bei der 0,8-Promille-Brille ist viel Anstrengung notwendig, um den Linien am Boden zu folgen, vor allem beim Rückwärtslaufen. Schwindel macht sich breit, man sieht alles doppelt. Es ist äußerst unangenehm, aber am Ende erreicht der Verfasser das Ziel des Parcours. Er ist sich sicher: Das ist definitiv kein Zustand, um sicher Auto zu fahren.
Text und Fotos: Schwäbische Zeitung, Simon Federer