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Immer mehr tödliche Fahrradunfälle: So will die Polizei gegensteuern
Sechs Menschen sind 2023 im Bodenseekreis bei Radunfällen gestorben. Die Polizei beobachtet eine deutliche Zunahme an Unfällen - weshalb nun auch mehr kontrolliert werden soll.
Farbenfrohe Aktion für ein ernstes Thema: Verbeulte und in Neonfarben lackierte Fahrräder sollen in Friedrichshafen Radfahrer fürs Thema Sicherheit sensibilisieren. Hintergrund sind beunruhigende Zahlen der Polizei: Im Jahr 2023 sind bei Fahrradunfällen 71 Menschen schwer verletzt worden. Und sechs Unfälle endeten sogar tödlich.
„Wir beobachten einen besorgniserregenden Anstieg von Radunfällen“, sagt Polizist Hans Hunger vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Ravensburg. So habe beispielsweise der Anteil der schweren Unfallfolgen bei Pedelec-Fahrer im Jahr 2023 um 57 Prozent zugenommen.
Ursache für die Zwischenfälle im Straßenverkehr ist laut Hunger häufig erhöhte Geschwindigkeit. Auch dass Radfahrer alkoholisiert hinterm Lenker sitzen, sei ein Thema, berichtet er.
Noch immer gebe es außerdem viele Radler, die ohne Helm unterwegs sind. „Die meisten Erwachsenen tragen zwar inzwischen einen Helm. Aber es gibt immer wieder Unbelehrbare“, sagt der Polizist. Und das, obwohl ein Fahrradhelm die gefährlichen Folgen eines Unfalls drastisch reduziere.
„Viele sind leichtsinnig und verzichten bei kurzen Strecken, zum Beispiel auf dem Weg zum Bäcker, auf einen Helm - oder wegen der Frisur“, so Hunger. An sie und alle anderen Verkehrsteilnehmer richtet sich die neue Kampagne der Polizei in Kooperation mit der Stadt Friedrichshafen, der Verkehrswacht und dem Verkehrssicherheitsrat.
Die Stadtverwaltung stellte die Räder. Sie stammen aus dem Fundbüro – und sollen durch ihre „Umgestaltung“ veranschaulichen, wie übel ein Rad nach einem Unfall aussehen kann. „Ich finde, das ist eine gelungene Aktion, die hoffentlich zum Nachdenken anregt“, sagt Bürgermeister Dieter Stauber.
Die auffälligen Fahrräder stehen in Friedrichshafen beim Parkhaus Altstadt, unweit der Uferpromenade. „Außerdem stellen wir welche an zwei Unfallschwerpunkten auf: zum einen beim Sportbad, zum anderen beim Kreisel am XXXLutz“, sagt Hans Hunger.
An den Rädern hängen zudem Plakate, die mit Sprüchen wie „Bleibe aufmerksam“, „Sei sichtbar“ oder „Helm drauf“ an die Radler appellieren. Weitere Räder sollen in nächster Zeit in Langenargen, Kressbronn, Hagnau und Überlingen aufgestellt werden.
Als zusätzliche Maßnahme will die Polizei über den Sommer vermehrt das Gespräch mit Radfahrern suchen. Bei Kontrollaktionen würden die Beamten etwa Radler ohne Helm anhalten und sie zum Thema Sicherheit belehren, berichtet Hans Hunger. „Die meisten sind dann in der Regel einsichtig“, sagt der Polizist.
Text und Fotos: Schwäbische Zeitung, Florian Peking